Bild: Streitbarer Jesuit: Klaus Mertes, seit 2011 Direktor des Jesuitenkollegs St. Blasien im Schwarzwald und Mitglied in der Redaktion der Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit“, übt scharfe Kritik an Kurienkardinal Müller über die Folgen aus dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche.
Nach dem Horrorjahr 2018, das für die katholische Kirche in einer Studie der Deutschen Bischofskonferenz den sexuellen Missbrauch von Tausenden von Kindern und Jugendlichen durch Priester in den vergangen rund siebzig Jahren ans Licht brachte, wird die Frage nach den Konsequenzen unausweichlich. Ein beispielloser Schlagabtausch auf offener Bühne über die Ursachen zwischen dem Jesuiten Klaus Mertes und Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller in den letzten Monaten lässt ahnen, dass hier viel auf dem Spiel steht.
Während Müller, bis 2016 Präfekt der Glaubenskongregation, den überproportional hohen Jungemissbrauch (im Alter zwischen 11 und 17 Jahren) durch Kleriker auf deren praktizierte Homosexualität sowie auf einen selbst bei Priestern um sich greifenden Atheismus zurückführte, nannte Mertes, der 2010 als Rektor des renommierten Canisius-Kollegs in Berlin die Aufdeckung der Missbräuche in der Jesuiteneinrichtung ins Rollen brachte, diese Erklärung „unglaublich dreist“ und „abgründig falsch“.
Mertes sieht die Ursachen gerade umgekehrt in der Tabuisierung der unter Klerikern weit verbreiteten Homosexualität und der „Homophobie“ in der Kirche, was eine rationale Auseinandersetzung darüber erschwere oder unmöglich mache (vgl. auch Stimmen der Zeit, 12/2018, 861f). Außerdem gebe es noch immer eine sakrale Überhöhung des sakramentalen Priesteramtes. Müller sprach Mertes daraufhin „Sachkenntnis und Urteilskraft“ ab und wies seine scharfe Kritik als „dreiste Beschimpfungen“ zurück, die ihm ein „besinnungsloser Zorn“ eingegeben habe. Mertes gebe sich „zu Unrecht als Experte in Sachen sexueller Missbrauch von Jugendlichen aus“.
Im Hinblick auf die Causa des Neutestamentlers Ansgar Wucherpfennig, Rektor der Jesuitenhochschule Sankt Georgen (Frankfurt/M.), der sich für eine „Segnung“ (= Gutheißung) von homosexuellen Paaren und eine Änderung der kirchlichen Sexualmoral diesbezüglich ausgesprochen hat, sagte Müller: „Sogenannte ,deutsche Kirchenmänner’ träumen immer noch in geradezu lächerlicher Selbstüberschätzung davon, andere belehren zu können und die Schrittmacher für die Weltkirche zu sein.“
Homosexualität als Geschenk Gottes?
Ähnlich wie Mertes und Wucherpfennig äußerten sich auch der Mainzer Sozialethiker Gerhard Kruip und der Mainzer Moraltheologe Stephan Goertz. Kruip zufolge steht die Aussage von Papst Franziskus in seinem nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia (2016), wonach „die erotische Dimension der Liebe keineswegs als ein geduldetes Übel oder als eine Last“ zu verstehen sei, sondern als ein „Geschenk Gottes“ (AL 152), in einer gewissen Spannung zu Aussagen des Katechismus der Katholischen Kirche (von 1992), wo in Nr. 2351 „der Genuss der geschlechtlichen Lust als ‚ungeordnet’ und damit als ‚unkeusch’ angesehen wird, ‚wenn sie um ihrer selbst willen angestrebt’ wird.“
Kruip folgerte, in diesem Punkt habe die Kirche „etwas dazugelernt“, indem sie „die Sexualität und die sie begleitende Lust offensichtlich inzwischen positiver beurteilt“. In Nr. 2351 ist genauer vom „ungeregelten Genuss“ die Rede, der den Geschlechtsakt von der „inneren Hinordnung auf Weitergabe des Lebens und auf liebende Vereinigung“ ablöst. Es folgen nähere Ausführungen zur Masturbation, Unzucht, Pornographie, Prostitution, Vergewaltigung und schließlich zur Homosexualität, die mit Bezug auf die Heilige Schrift „als schlimme Abirrung bezeichnet“ wird, weil „die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung“ und deshalb „in keinem Fall zu billigen“ sind (Nr. 2357).
Homosexualität als Mode?
Dies sieht auch Papst Franziskus nicht anders, der in Amoris laetitia (251) ausführt: Es gibt „keinerlei Fundament dafür, zwischen homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn.“ Und in seinem Interviewband „Die Kraft der Berufung“ (2018) kritisiert er Homosexualität als „geradezu eine Mode“, die auch das Denken in der Kirche beeinflusse. Für „diese Art der Zuneigung“ dürfe es im Priester- und Ordensleben keinen Platz geben, so Franziskus, der eine strengere Prüfung von Priesteramts- und Ordensangehörigen forderte.
Diese Aussagen des Jesuitenpapstes hat wiederum Mertes bei aller „Loyalität“ als „diskriminierenden Akt“ und „Akt der Ausgrenzung“ kritisiert. Ein „strengeres“ Verfahren könne er sich „nur als übergriffiges Verfahren vorstellen“, verändern würde sich dadurch nichts oder nur soviel, „dass das Tabu weiter aufgerichtet bleibt, das bekanntlich so viel Schaden in der Kirche anrichtet“ („Standpunkt“ in katholisch.de vom 4. Dez. 2018).
Homosexualität als gleichwertige Variante?
Kruip hatte für seine Revision der katholischen Sexualmoral hinsichtlich der Homosexualität geltend gemacht, dass eine moralische Norm „nicht deshalb richtig (ist), weil Gott sie will“, sondern Gott will sie, „weil sie moralisch richtig ist und dies aus Vernunft erkannt werden kann“. Gegen den moralpositivistischen Voluntarismus, der Gott zur Ehre gereichen soll, wie ihn im Ausgang des Mittelalters etwa Andreas von Neuchatel, Gabriel Biel und nicht zuletzt Martin Luther vertreten haben, wurde von Moralphilosophen wie Immanuel Kant und vor ihm den englischen Deisten im Namen der humanen Autonomie scharfer Widerspruch eingelegt.
Kruip kritisiert diesen Voluntarismus als eine fundamentalistische Ideologie. In der Exegese bestehe zudem „ein breiter Konsens“ darüber, dass die gegen homosexuelle Handlungen vorgebrachten Bibelstellen (Gen 19,1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10 – vgl. die Fußnote 1 in KKK 2357) nicht auf eine dauerhafte homosexuelle Partnerschaft bezogen werden könnten. Auch für homosexuelle Partner, „die ja ohne ihre Entscheidung, sondern von Natur aus homosexuell sind, kann doch Sexualität Ausdruck ihrer Liebe zueinander sein“.
Die Vernunft in der Kirche, besonders auch in der Ostkirche, sowie die Vernunft in der Menschheits- und Religionsgeschichte hat aber, soweit erkennbar, Homosexualität niemals als gleichwertige Variante zur Heterosexualität (an-)erkannt. Umgekehrt hat die sexualwissenschaftliche Vernunft in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts behauptet, ein einvernehmlicher Sex zwischen Erwachsenen und Kindern sei absolut unschädlich; der Grünen-Politiker Volker Beck meinte gar, die Homosexualität solle dabei Vorreiter bei der ‚Entkriminalisierung’ des Pädosex sein. Die Humanistische Union vertrat diese Meinung noch bis ins Jahr 2000.
Gottes Plan für Ehe und Familie
Was „von Natur aus“ besteht, etwa die Pädophilie oder die Neigung zur Untreue („Polyamore“), ist zudem weder einfach „vernünftig“, noch entspricht es einfach dem Willen des Schöpfers. Deshalb muss die Theologie wie die Kirche bei aller Nähe immer zugleich auch Distanz zur ‚Welt’ wahren (Röm 12,2), auch zur weltlichen Wissenschaft, um so im Konfliktfall der göttlichen Offenbarung mehr zu gehorchen als der immer auch zeitgeistbedingten menschlichen Vernunft, ohne deshalb fundamentalistisch zu werden. Wenn sie dem göttlichen Logos gehorcht, dann hört sie ja auf die Urvernunft Gottes und kann so die immer für Verblendung anfällige bloß menschliche Vernunft auch korrigieren.
Die Ablehnung der praktizierten Homosexualität beruht ja auch keineswegs bloß auf den angeführten Bibelstellen, sondern auf dem biblischen Menschenbild im Ganzen sowie dem Heils- oder Liebesplan Gottes für seine Schöpfung. Zu recht sagt Kardinal Müller: „Sexuelle Kontakte zwischen Personen gleichen Geschlechts widersprechen dem in der Schöpfung grundgelegten Sinn von Geschlechtlichkeit diametral.“ Gott hat doch auch die Natur erschaffen mit ihrem Sinnpotential, nicht nur die freie Person.
Der Sinn der Geschlechtlichkeit besteht nicht nur darin, „Ausdruck von Liebe“ zwischen zwei freien Personen zu sein, sondern eben auch und nicht zuletzt darin, der natürlichen Fruchtbarkeit des Schöpfersegens für die Einehe als Bild des Liebesbundes Gottes Ausdruck zu verleihen. Person/Freiheit und Natur/Leiblichkeit des Menschen sind nicht voneinander ablösbar!
Wenn man dies tut, landet man unweigerlich bei der heute alles dominierenden und die natürliche Geschlechtspolarität dekonstruierenden Gender-Ideologie. Ihr zufolge soll das ‚soziale’ Geschlecht (gender, ehemals bloß das grammatikalische Geschlecht) unabhängig vom natürliche Geschlecht (sex) sein und dieses bestimmen, ja der eigenen Entscheidungsfreiheit gänzlich verfügbar gemacht werde (vgl. das 1991 erschienene Werk „Das Unbehagen der Geschlechter“ der lesbischen Rhetorik-Professorin Judith Butler).
Das radikale, restlose, letztlich selbstzerstörerische Verfügbarmachen und Beherrschen der äußeren und inneren Natur ist der Grundzug der Moderne (s. Abtreibung, Leihmutterschaft, Designerbabys usw.). Dem diametral entgegen steht die religiöse Idee des Heiligen, des Himmlischen, das heißt des Unverfügbaren.
Der Bund als kultische Kategorie des Heiligen
Biblisch ist der „Bund“ eine kultische Kategorie. Der heilige Kult lebt vom Zu- und Ineinander oder der Transparenz zwischen personalen und naturalen Elementen (Brot, Wein, Wasser, Öl…), denn nur so kann er seine symbolische Kraft entfalten. Wenn auch die geschlechtliche Liebe wirklich „geordnet“ und damit vernunftgemäß nur innerhalb des heiligen Liebesbundes und Liebesplanes der Schöpfers ist, dann gibt es biblisch keine Alternative zu der „von Anfang an“ für die Zweiheit der Geschlechter vorgesehene Ein-ehe (Mt 19,3-9; Gen 2,24).
Gott hat den Menschen als ein sich zweigeschlechtlich fortpflanzendes Wesen geschaffen, das seine letzte Einheit in der Bundesbeziehung mit Gott findet. Er hat aber nicht zwei (oder beliebig viele!) Männer beziehungsweise Frauen füreinander geschaffen. Dafür gibt es nicht eine einzige Belegstelle in der Bibel, noch in der Tradition.
Aber auch für die Vernunft erscheint ein homosexuelles „Ein-Fleisch-sein“ angesichts der menschlichen natürlichen Anatomie (nicht Autonomie) als widernatürliche „Abirrung“ (s.o.). Homosexualität ist nicht angeboren, bekanntlich gibt es keine biologisch-genetische oder hormonelle Grundlage für die Gleichgeschlechtlichkeit, sondern sie ist ein rein psycho-soziales, deshalb auch prinzipiell wieder veränderbares Phänomen, bedingt durch eine defizitäre Entwicklung in der Kindheit oder durch sexuellen Missbrauch. Die Zellen des Körpers bleiben durch und durch entweder weiblich oder männlich geprägt. Wenn bei Homosexuellen immer einer der Partner den gegengeschlechtlichen Part übernimmt, so bleibt dies doch immer nur fiktiv.
Der Weg der Heiligung des Klerus
Aufgabe des Priesters in der katholischen Kirche ist es, die Getauften zu heiligen, das heißt zur „aktiven Teilhabe“ am heiligen eucharistischen Kult zu befähigen, der ein kosmischer Kult des Schöpfers in Gemeinschaft mit den heiligen Engeln im Himmel ist. Der sexuelle Missbrauch durch Priester ist das gerade Gegenteil solcher Heiligung. Weil er vor allem männliche Jugendliche betrifft, hat er durchaus mit der unreifen und ungeordneten Homosexualität von Klerikern zu tun.
Von der Aufgabe der „Heiligung“ aber hat sich der Klerus besonders in den 70er und 80er Jahren – durchaus in Übereinstimmung mit der Gesellschaft – weitgehend verabschiedet. Wer wollte damals noch und wer will heute noch „heilig“ werden? Wohl nicht ohne tieferen Grund hat Papst Franziskus am 19. März 2018 gerade dazu sein Apostolisches Schreiben „Gaudete et Exultate. Über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute“ veröffentlicht. Einleitend wird darin der 1. Thessalonicherbrief (4,3) zitiert: Das „ist es, was Gott will: eure Heiligung“ (Nr. 19).
Dazu sei es ratsam, die Gesamtheit des Lebens eines Heiligen zu betrachten, „sein ganzer Weg der Heiligung, jene Gestalt, die etwas von Jesus Christus widerspiegelt …“ (22). In den Weg der Heiligung könne alles in der Welt integriert werden, „wir heiligen uns in der verantwortlichen und großherzigen Ausübung der eigenen Sendung“ (26). Für den Weg der Heiligung in Innerlichkeit oder Verkündigung brauche der Christ aber „einen Geist der Heiligkeit“ (31). Dabei solle niemand „Angst vor der Heiligkeit“ haben: „Sie wird dir nichts an Kraft, Leben oder Freude nehmen. Ganz im Gegenteil, denn du wirst dabei zu dem Menschen werden, an den der Vater dachte, als er dich erschaffen hat, und du wirst deinem eigenen Wesen treu bleiben. Von Gott abzuhängen befreit uns von der Sklaverei [der Sünde] und lässt uns unsere Würde erkennen“ (32).
Das Kreuz als Quelle der Heiligung
Als „Quelle der Reifung und der Heiligung“ wird das Kreuz bezeichnet, das sich besonders im Leiden aufgrund von Verfolgung zeigt (92). „Jeden Tag den Weg des Evangeliums annehmen, auch wenn er Schwierigkeiten mit sich bringt, das ist Heiligkeit“ (94). Als Maßstab für die Heiligung könne die Weltgerichtsrede Jesu (Mt 25) dienen, die die Seligpreisung der Barmherzigen (Mt 5,7) wieder aufgreift (95).
„Wer in Wahrheit Gott mit seinem Leben ehren möchte, wer sich wirklich nach der Heiligung sehnt, damit sein Dasein Gott, den Heiligen, verherrlicht, der ist berufen, sich voll Leidenschaft zu verzehren und abzuplagen im Bemühen, die Werke der Barmherzigkeit zu leben“ (107). Letztlich führt die Heiligung auch zur Einheit der Kirche: Wir dürfen „auf unserem Weg der Heiligung nicht aufhören, uns mit dem Wunsch Jesu zu identifizieren: ‚Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin’ (Joh 17,21)“ (146).
Wachsam angesichts des Bösen
Dabei gilt ein besonderes Augenmerk des Papstes auch dem Teufel als Diabolos, als Entzweier und Zerstörer der Einheit. Im Kampf mit dem „Fürst des Bösen“ sei beständige Wachsamkeit geboten: „Es handelt sich nicht nur um einen Kampf gegen die Welt und die weltliche Mentalität, die betrügt, betäubt und uns mittelmäßig werden lässt, ohne Engagement und freudlos. Ebenso wenig beschränkt er sich auf ein Ringen mit der eigenen Schwäche und den eigenen Lastern (ein jeder hat seine: Trägheit, Wollust, Neid, Eifersucht usw.). Es ist auch ein beständiger Kampf gegen den Teufel, welcher der Fürst des Bösen ist. Jesus selbst feiert unsere Siege“ (159).
Das Leben müsse, so Franziskus, auch „mit einem übernatürlichen Sinn“ betrachtet werden, um zu verstehen, „dass diese böse Macht unter uns gegenwärtig ist“ und „weshalb das Böse manchmal eine so zerstörerische Kraft besitzt“ (160). „Der Teufel ist auf den ersten Seiten der Bibel gegenwärtig, an deren Ende aber steht der Sieg Gottes über den Satan“ (ebd.) – mit Bezug auf die siebte tägliche Bitte des Vaterunser um Befreiung und Erlösung „vom Bösen“. Den „listigen Anschlägen des Teufels zu widerstehen“ (Eph 6,11) und „alle feurigen Geschosse des Bösen“ (Eph 6,16) abzuwehren, seien „keine romantischen Phrasen, denn unser Weg auf die Heiligkeit zu ist auch ein ständiger Kampf. Wer das nicht akzeptieren will, wird scheitern oder mittelmäßig bleiben“ (162).
Geistliche Übungen des heiligen Ignatius
Für durch die „Vernunft“ der Aufklärung geschulte Ohren klingt die biblische und kirchliche Rede vom Teufel heute befremdlich. Dass Franziskus immer wieder von einem personalen Bösen spricht, geht auch auf die ignatianischen Exerzitien zurück, wo der Übende am vierten Tag der zweiten Woche eine „Besinnung über zwei Banner“ anstellt: das Banner Christi und das „von Luzifer, dem Todfeind unserer menschlichen Natur“ (EB Nr. 136). Die Frage, warum der allmächtige Gott diesem „Todfeind des Menschen“ soviel Spielraum für sein Werk der Zerstörung lässt, kann mit dem Hinweis auf die menschliche Freiheit nur unzureichend beantwortet werden.
Hier ist auch das „mysterium iniquitatis“ im Spiel, das Geheimnis vom Unverhältnis zwischen Liebe und Hass, Barmherzigkeit und Herzenshärte. Vor letzterer warnt besonders eindringlich der Hebräerbrief (3,15; 4,7 mit Ps 95,7f). Für dessen Autor hat Christus Fleisch und Blut angenommen, „um durch seinen Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel, und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ein Leben lang der Knechtschaft verfallen waren“ (Hebr 2,14f).
Nur im Kreuzestod Christi können Sünde, Tod und Teufel besiegt werden, auch eine der schlimmsten Sünden, der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Davor warnt das Evangelium besonders eindringlich: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde. Wehe der Welt mit ihrer Verführung! Es muss zwar Verführung geben, doch wehe dem Menschen, der sie verschuldet“ (Mt 18,6f).
Die Konsequenz aus all dem kann nur heißen, die göttliche Weisheit der Bibel, gerade auch in der Kirche selbst, wieder ernst zu nehmen. Sie beginnt mit der „Furcht des Herrn“ (Ps 111,10; Spr 1,7). Thomas von Aquin: „Die Demut macht den Menschen Gottes fähig, sie macht bereit für die Weisheit.“
Hinweis: Vgl. auch den Bibel-Impuls: Ist biblisch die Ehe „für alle“ da?
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